Der Wuppertaler SV trauert um Friedhelm Runge, der den Verein über Jahre hinweg wirtschaftlich unterstützte. Mit seinem Verlust und den dadurch aufkommenden finanziellen Fragen und der Vermarktung des Vereins ist seit diesem Jahr auch Marvin Klotzkowsky betraut.
Der WSV-Vorstand für Marketing, Sponsoring und Vertrieb, der schon in der 3. Liga für den FSV Zwickau und in der Bundesliga für Bayer Leverkusen arbeitete, sprach im Podcast "Rot-Blau Inside" über seine Rolle und die Situation beim Wuppertaler SV.
Sein persönliches Ziel: Den Verein krisensicher aufstellen. "Wir wissen, dass wir der Firma EMKA und vor allem der Person Friedhelm Runge Vieles zu verdanken haben", bekundet Klotzkowsky. "Aber auch Friedhelm Runge hat schon gesagt: Der Verein muss langsam lernen, auch auf eigenen Füßen zu stehen und zu wirtschaften. Und das hat man im letzten Jahr einfach nicht auf die Beine gestellt, das muss man ganz klar sagen."
Der junge Klotzkowsky will nun frischen Wind in den WSV bringen. Er will wegkommen von diesem einen, großen Anker-Sponsor, den Verein auf sichere Standbeine stellen. "Da geht es um Dinge wie: Wie steigern wir unsere Erlöse, wie holen wir mehr Zuschauer ins Stadion, wie verkaufen wir mehr Merchandise-Artikel?"
In Bezug auf die Zuschauer gibt es eindeutigen Nachholbedarf: Nur 2.973 Zuschauer kommen im Schnitt ins Stadion am Zoo - und da ist das Spiel gegen den MSV mit 9.369 Zuschauern mit einberechnet. Zuletzt beim 2:0-Sieg gegen Gütersloh waren nur 1500 Fans in der Arena, in die eigentlich mehr als 25.000 Zuschauer passen.
"Viele haben sich beschwert, dass der Service um das Stadion herum nicht gut ist. Angefangen mit dem Catering, aber auch, dass vom WSV zu wenig Werbung gemacht worden ist, dass zu wenig am Stadion-Vorplatz stattgefunden hat", erklärt Klotzkowsky den ausbleibenden Zuschauerandrang.
Es sei ein schwieriges Thema. Man müsse am Spieltag Geld verdienen, gleichzeitig aber die breite Masse abholen. Und zur Lösung dieses Problems nimmt er auch die Mannschaft in Pflicht: "Wir machen keinen Hehl draus, wenn unsere Mannschaft mal wieder attraktiveren Fußball zeigt, sich den Allerwertesten aufreißt, dann wird das auch honoriert."
Wenn wir uns an den Fünf-Jahres-Plan halten und diesen seriös und loyal abarbeiten, dann halte ich es für denkbar, dass wir dann so weit sind, dieses Thema Profi-Fußball, dritte Liga, wirklich nochmal anzugreifen.
Marvin Klotzkowsky
Er will dem WSV ein neues Gesicht verleihen und zeigen, dass der Fußballverein mehr ist als die Regionalliga-Mannschaft. Der WSV müsse in der Stadt vorangehen, die Stadt Wuppertal nach außen repräsentieren und attraktiver gestalten. Dazu könnte er sich vorstellen, eine Konzertreihe oder eine Ausbildungsmesse im Stadion am Zoo stattfinden zu lassen. Aber dem stehe, genau wie der digitalen Anzeigetafel, die Denkmalbehörde Wuppertals, die er als "schwierigste Behörde Deutschlands" bezeichnet, im Weg.
Klotzkowsky hat einen Traum: Einen Regionalligisten in den Profi-Fußball zu führen. Diesen Traum will er am liebsten mit dem WSV wahr machen - mit einem Fünf-Jahres-Plan: "Wenn wir uns an den Fünf-Jahres-Plan halten und diesen seriös und loyal abarbeiten, dann halte ich es für denkbar, dass wir dann so weit sind, dieses Thema Profi-Fußball, dritte Liga, wirklich nochmal anzugreifen."